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„Pänz“ bewundern Wichtelbude
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Kindergartenkinder statteten dem Kallmuther Weihnachtsbaum am Dorfplatz an der Georgskapelle einen Besuch ab
Mechernich-Kallmuth – Rechtzeitig zum Advent ist der Kallmuther Dorfwichtel „Kalli“ zu neuem Leben erwacht. Seit dem Winter war Ruhe vor ihm und anderen Kleinweltgestalten am Kallmuther Georgskapellchen. Jetzt meldet Ortsbürgermeister Robert Ohlerth wieder Bewegung und sogar größere Besuchergruppen aus dem gegenüberliegenden Kindergarten an Kallis Wichtelbude.

Eigentlich seien die „Pänz“ ja losgezogen, um den Weihnachtsbaum zu schmücken, aber als sie Kallis Häuschen am Kapelleneingang erblickt hatten, war kein Halten mehr. Den Wichtel selbst bekamen sie zwar nicht zu Gesicht, aber man kann dort Botschaften an Kalli hinterlassen. Setzt man seine Mailadresse dazu, gibt es auch unter Garantie Antwort aus Welt der kleinen Wesen.

„Mailadresse nicht vergessen“
Robert Ohlerth: „Die Bildbotschaften können Kinder an »Kallis« Häuschen am Kapellchen direkt in einen kleinen Briefkasten schmeißen. Man sollte dabei vermeiden, den nachtaktiven Wichtel zu wecken, denn tagsüber braucht er seinen Schlaf. Und: E-Mail-Adresse nicht vergessen wegen der Antwort!“

Hin und wieder ist Jaqueline Schott beim Leeren des Briefkastens zu sehen. Die Kallmutherin, die bereits mit ihren Kindern einen Sankt-Georgsritt mit Steinpferdchen organisiert hatte, als der echte wegen Corona ausfiel, assistiert dem Kallmuther Wichtel nämlich…
pp/Agentur ProfiPress
„Brabbeln“ für den guten Zweck
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- Kategorie: Aktuelles
Altes Allerheiligen-Brauchtum lebt in Kallmuth fort
Mechernich-Kallmuth – Seit nicht genau überlieferter Zeit ziehen die unverheirateten Männer von Kallmuth und anderen Dörfern am Bleiberg an Allerheiligen oder Allerseelen von Haustür zu Haustür und entbieten Gruß und Segen auf althergebrachte und mitunter nicht ganz verständliche Art.
Auch im Jahre des Herrn 2022 hielten in Kallmuth Raphael Drove, Yoshua Hals, Martin Stoffels, Kai Steffens, Marco Sistig und Constantin Odentahl den Brauch des Allerseeelen-„Brabbelns“ aufrecht. Ortsbürgermeister Robert Ohlerth dankte ihnen höchstpersönlich für die Aufrechterhaltung alten Brauchtums.

Die traditionell dargebotenen Verse beginnen mit den Worten „Gott, grüß Euch in allen Ehren, die Ihr da drinnen seid/ Gott tröste die armen Seelen, die im Fegfeuer sind.“ Weiter heißt es auf Platt, so Marco Sistig, der Sakristan von Kallmuth und anderen Kirchen im Stadtgebiet: „De Kä-ez steht op de Bröck/ unn lööch böss en de Baach/ Mir john en Ühre Jaade/ unn zertrödde Ühre Flaas“ (Auf der Brücke steht die Kerze und leuchtet bis ins Wasser des Bachs, wir gehen in Euern Garten und zertrampeln Euern Flachs).
„Wer de Flaas noch plöcke well, der moss jet fröh opstohn“ (Wer Flachs pflücken will, muss früh aufstehen), „wer et Mädche freie well, der darf net schloofe john“ (Wer das Mädchen freien will, darf nicht schlafen). Dem Sinn nach uneindeutig und auch ohne Versschema ist die vierte, vier- statt fünfzeilige und vorletzte Strophe: „Jong Fräuche wohr von Ehren/ unn leet de Mahd stohn/ Seij joov oss sebbe Eier/ unn leet oss wedder john/ Mir hann noch fähr ze john“.
„Hier und da ein Schluck zu trinken“
Der in Kallmuth seinerzeit als Volksschullehrer tätige Regionalhistoriker Karl Guthausen hat 1976 die letzte Strophe wieder auf Hochdeutsch so wiedergegeben: „Die Gabe, die Ihr uns gebet/ die geht Euch selber an/ Der Weg zum ew‘gen Leben,/ da ist kein Zweifel dran.“ Danach sagen die Junggesellen noch „Jooden Ovend!“ Nach dem Aufsagen der uneindeutigen und deshalb geheimnisvollen Verse baten die Kallmuther Junggesellen auch dieses Jahr um eine milde Gabe. Es kamen mehrere hundert Euro zusammen.
Wie Marco Sistig berichtet, folgt dann noch der letzte, der Dankes-Vers: „Wir danken für die Gaben, die Ihr uns habt getan, sie soll’n für Eure Seelen bei Gott jeschriwwe stohn.“ Die guten Gaben, die man den Junggesellen für den guten Zweck mitgibt, sollen in Gottes Anschreibe-Buch als „Haben“ verbucht werden…
In alten Zeiten sind von dem Geld, das beim Allerseelen-Brabbeln eingenommen wurde, Kerzen für die armen Seelen gekauft und das Jahr über in der Kirche abgebrannt worden. Seit einigen Jahren stiften die Junggesellen ihre Einnahmen der Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder. „Zusätzlich lassen wir Heilige Messen für die Gefallenen und Vermissten lesen“, so Marco Sistig.
Der Sakristan der Gemeinschaft der Gemeinden Sankt Barbara berichtet noch von einem angenehmen Nebeneffekt der traditionellen Sammelaktion an Allerheiligen: „In dem einen oder anderen Haus bekommen wir auch einen Schluck zu trinken.“
Dr. Alois Döring vom Amt für rheinische Landeskunde hat seinerzeit bei seinen Recherchen über Bräuche im Rheinland zehn Dörfer ausgemacht, in denen das Allerseelensingen praktiziert wird. Es sind Lorbach, Bergheim, Vussem, Schaven, Firmenich, Obergartzem, Arloff, Kirspenich, Enzen und Kallmuth. Auch in Bergbuir ist ein ähnlicher Brauch bekannt.
pp/Agentur ProfiPress